Was bedeutet AEIOU

Der deutsche Historiker Konstantin Moritz Langmaier präsentierte in Graz die Ergebnisse seiner neuesten Forschungen zu „A.E.I.O.U.“, der Herrschaftsdevise von Kaiser Friedrich III. Die Erkenntnisse lösen laut Expertenmeinung ein jahrhundertealtes historisches Rätsel.

Der berühmte „A.E.I.O.U.“-Schriftzug wurde vom historisch prominentesten Bewohner der Grazer Burg, Kaiser Friedrich III., während seiner Regierungszeit im ausgehenden Mittelalter als Herrschaftsdevise genutzt wurde.

Nun liefert uns die Geschichtswissenschaft mit der Entschlüsselung des jahrhundertealten Rätsels, was mit Kaiser Friedrichs Buchstabenfolge ,A.E.I.O.U.‘ gemeint ist, eine neue Erkenntnis, die wir mit Sicherheit in unsere Überlegungen zur Attraktivierung der Grazer Burg miteinbeziehen werden.

so der aktuelle Hausherr der Grazer Burg, Landeshauptmann Christopher Drexler.

Bereits in seiner Zeit als steirischer Herzog, der in der Grazer Burg residierte, begann Friedrich, die Buchstabenfolge „A.E.I.O.U.“ zu verwenden. Der Schriftzug wurde erstmals für 1437 nachgewiesen, bis heute prangen diese Buchstaben nicht nur auf der Grazer Burg und dem Grazer Dom, sondern zieren von Triest bis Wien und von Meran bis Wiener Neustadt viele historische Gebäude in ehemals habsburgisch beherrschten Gebieten Mitteleuropas.

Die Frage, was mit „A.E.I.O.U.“ gemeint ist, ist fast so alt wie dessen Verwendung durch Friedrich III. selbst. Von „Austria erit in orbe ultima“ über „Alles Erdreich ist Österreich untertan“ bis zum sarkastisch-fatalistischen „Aller erst ist Österreich verloren“ sind über die Jahrhunderte rund 300 bekannte Interpretationen entstanden, Generationen von Historikern haben zum Ursprung geforscht.

Als Lösung des historischen Rätsels greift Langmaier nun auf eine der ältesten, allerdings wenig bekannte überlieferte Variante zurück.

„A.E.I.O.U.“ steht für Amor Electis Iniustis Ordinor Ultor

  • Die Wortfolge, die zu Deutsch in etwa „Geliebt von den Erwählten, gefürchtet von den Ungerechten“ lautet, ist in zeitgenössischen Schriftstücken von und über Friedrich III. zu finden und in einen längeren lateinischen Satz eingebettet: „En, amor electis, iniustis ordinor ultor; Sic Fridericus ego mea iura rego.“
  • Der steirische Herzog Friedrich verwendet diesen Satz – auf Deutsch „Seht, ich bin geliebt von den Erwählten, ich bin gefürchtet von den Ungerechten, also regiere ich, Friedrich, rechtmäßig“ – demnach bereits in jungen Jahren zur Herrschaftslegitimation. Mit seinem – durch unerwartete Todesfälle in anderen Familienzweigen der Habsburger begünstigten – Aufstieg zum Senior des gesamten „Hauses Österreich“ und in weiterer Folge zum langjährigen Oberhaupt des Reiches fand das „A.E.I.O.U.“ des steirischen Herzogs Verbreitung weit über Friedrichs anfängliches Herrschaftsgebiet hinaus.

Dass diese Deutung des „A.E.I.O.U.“ bisher in der historischen Forschung zwar bekannt war, aber nicht zu den „Favoriten“ zählte, erklärt sich so: Alfons Lhotsky, quasi Sprecher der österreichischen Mittelalterforschung im 20. Jahrundert, hat in seinen Arbeiten zum „A.E.I.O.U.“ dieses sogenannte „En-amor-Distichon“ als eine Erfindung des mährischen Notars Nikolaus Petschacher, eines vermeintlichen Rates von Kaiser Friedrich III., qualifiziert.

Forschungsirrtum korrigiert

Laut Gernot Peter Obersteiner, Landesarchivdirektor und Obmann des Historischen Vereines für Steiermark, weist Langmaier durch seine Forschungen schlüssig nach, dass es sich bei Lhotskys Erkenntnis um einen Forschungsirrtum handelte. Damit und durch den Nachweis, dass die En-amor-Wortfolge bereits ab 1437 in Handschriften von Herzog Friedrich selbst genutzt wurde, lege Langmaier eine überzeugende These vor.

Die Erkenntnisse sind für die A.E.I.O.U.-Forschung bahnbrechend. Langmaier schlägt keine neue, bisher völlig unbekannte Interpretation vor, sondern weist stringent nach, dass das En-amor-Distichon lange Zeit zwar als zeitgenössisch wahrgenommen, aber zu Unrecht als externe Zuschreibung fehlinterpretiert wurde.

unterstreicht Obersteiner. Untermauert wird die Arbeit Langmaiers durch eine Quelle aus Brandenburg, die in der A.E.I.O.U.-Forschung bisher keine Beachtung fand: Der „Zinnaer Marienpsalter“, der älteste Druck Brandenburgs aus dem ehemaligen Zisterzienserkloster Zinna im heutigen Landkreis Teltow-Fläming.

Dr. Konstantin Moritz Langmaier, M.A., geboren in Wasserburg am Inn, studierte von 2003 bis 2008 Mittelalterliche Geschichte, Bayerische Geschichte und Lateinische Philologie des Mittelalters an der LMU München; 2013 Promotion mit einem Thema über Erzherzog Albrecht VI. von Österreich; danach Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften; derzeit Forschungsarbeiten über deutsche und italienische Adelstraktate des ausgehenden Mittelalters; Forschungsschwerpunkte: die oberdeutsche, eidgenössische und habsburgische Geschichte (Schwerpunkt: die Zeit Kaiser Friedrichs III. und Maximilian I.)

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